🔴KI im Bundesarchiv schwärzt zu viel – sogar Präsidentennamen betroffen„Türsteher der Vergangenheit“ geraten unter Druck: Historiker schlagen Alarm 📁

Die Digitalisierung sollte den Zugang zur Geschichte vereinfachen – stattdessen versperrt sie ihn jetzt zunehmend. Im Bundesarchiv des Bundes in Bern sorgt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) beim Schwärzen sensibler Daten für Empörung.

Denn was als Schutz gedacht ist, wird zum unsichtbaren Zensurstift. Nicht nur private Daten werden anonymisiert – selbst Namen von Präsidenten, Diplomaten oder bekannten Zeitzeugen verschwinden aus dem digitalen Gedächtnis der Schweiz.

Sacha Zala, Direktor der Forschungsstelle Dodis und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte, ist alarmiert:

„Selbst der brasilianische Präsident wurde bereits geschwärzt. Das ist absurd.“

Die Technik schützt – aber schützt sie zu viel?
Das Bundesarchiv hat inzwischen 1,4 Millionen Akten mit KI bearbeitet. Ziel: Persönlichkeitsrechte wahren. Doch laut eigenen Angaben ist bei einem niedrigen einstelligen Prozentanteil eine falsche Schwärzung erfolgt. Das sind Zehntausende Dokumente, die eigentlich öffentlich sein müssten.

Philippe Künzler, Direktor des Bundesarchivs, verteidigt den Einsatz der KI:

„Es kann sein, dass Akten nicht sofort gefunden werden. Aber mit Hilfe von Fachleuten bleibt der Zugang grundsätzlich möglich.“

Doch Historiker wie Zala widersprechen:

„Es ist zu umständlich. Die Forschung wird gebremst.“

Ein Paradox unserer Zeit
Durch die Digitalisierung sind Archive erstmals überall zugänglich – doch gleichzeitig wächst die Angst vor dem Missbrauch von Informationen. Ein Phänomen, das Zala als „Google-Paradoxon“ beschreibt: Je sichtbarer Informationen sind, desto mehr Schutz wird gefordert – oft zu viel.

Auch der Datenschutzbeauftragte warnt:
Adrian Lobsiger, oberster Datenschützer der Schweiz, mahnt zur Zurückhaltung beim Einsatz von KI.

„KI darf helfen, aber nicht alles unreflektiert schwärzen. Öffentlich relevante Namen müssen auffindbar bleiben.“

Zwischen Transparenz und digitalem Vergessen
Die Anzahl der digital eingesehenen Akten hat sich seit 2016 mehr als verdreifacht. Gleichzeitig sinkt die Zahl der physischen Einsichten leicht. Der Trend ist klar: Wer in der Vergangenheit forscht, tut dies heute online. Doch gerade dort entsteht nun ein neues Problem: Was der Algorithmus nicht zeigt, existiert für viele Forschende nicht.

Ein Stück Zeitgeschichte droht so, algorithmisch unsichtbar zu werden – ausgerechnet im Namen des Schutzes.



Taaarismorant Mowfcheschi

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