Im Schatten des andauernden Krieges in der Ukraine rückt die Wehrpflicht in Europa wieder in den Fokus. Sicherheitsbedenken, zunehmende Bedrohungswahrnehmungen und Verpflichtungen innerhalb der NATO zwingen viele Länder dazu, ihre Verteidigungspolitik grundlegend zu überdenken. Während einige Staaten die Wehrpflicht offiziell wiedereinführen, setzen andere auf hybride Modelle, die Freiwilligkeit fördern sollen.
📌 Länder, die zur Wehrpflicht zurückkehren
Eines der auffälligsten Ereignisse im Jahr 2025 kam aus Kroatien. Die 2008 ausgesetzte Wehrpflicht wurde wieder eingeführt. Junge Menschen absolvieren nun eine zweimonatige Grundausbildung. In Dänemark soll ab 2026 nicht nur Männer, sondern auch Frauen die Wehrpflicht betreffen – sie dauert zwischen vier und zwölf Monaten.
In Osteuropa halten Länder wie Estland und Finnland schon seit Jahren an der Wehrpflicht fest. In Finnland müssen Männer zwischen 6 und 12 Monaten dienen, Frauen können sich freiwillig melden. In Südeuropa bleibt Griechenland mit einem zwölfmonatigen Pflichtdienst für Männer ein Beispiel für ein traditionelles Modell.
📌 Berufsarmeen und alternative Modelle
Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Belgien und Spanien haben die Wehrpflicht vor Jahren abgeschafft und auf Berufsarmeen umgestellt. Doch angesichts des Krieges in der Ukraine wird auch in diesen Ländern das Thema erneut diskutiert.
In Deutschland wurde die Wehrpflicht 2011 abgeschafft – inzwischen denkt man laut über ein neues Modell nach, in dem auch Frauen einbezogen werden könnten. Frankreich setzt seit 2019 auf den „Service National Universel“ (SNU), einen allgemeinen nationalen Dienst, der kurze zivile und militärische Schulungen umfasst. Derzeit ist die Teilnahme freiwillig, eine spätere Verpflichtung ist aber nicht ausgeschlossen.
Auch Belgien hat die Wehrpflicht 1994 abgeschafft. Nun erwägt die Regierung, jungen Menschen einen einjährigen freiwilligen Dienst anzubieten, um die Truppenstärke zu erhöhen. Frauen dürfen bereits seit 1975 in der Armee dienen und übernehmen dort aktive Rollen.
📌 Europas neue Priorität: Verteidigungsbewusstsein
All diese Entwicklungen zeigen deutlich, dass sich das Sicherheitsverständnis in Europa neu formiert. Nicht nur die direkte Kriegsgefahr, sondern auch Cyberangriffe, Energiesicherheit und geopolitische Spannungen stehen im Fokus. Die Sensibilisierung der jungen Generation für Verteidigung, eine stärkere Integration in die Streitkräfte und die Erfüllung der NATO-Verpflichtungen dürften in den kommenden Jahren zu zentralen Elementen europäischer Wehrpolitik werden.